Mikrokosmos in Gefahr
Warum wir unsere Insekten schützen müssen
Bildquelle: Getty Images/ SusanneSchulz
Massensterben im Kleinformat: Wie sich der Schwund vieler Insektenarten auf uns alle auswirkt und was jeder von uns tun kann
Haben Sie schon von der „Insekten-Apokalypse“ gehört? Was klingt wie der neueste Hollywood-Schocker, ist nach Untersuchungen der letzten Jahrzehnte traurige Realität: Die Insektenbestände gehen weltweit dramatisch zurück, viele Arten sind vom Aussterben bedroht. Laut Naturschutzbund NABU ist die Anzahl der heimischen Fluginsekten seit 1989 in mehreren Regionen um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. Und nach einer Studie der TU München nahm die Artenzahl der Insekten auf Gras- und Ackerflächen und in Wäldern allein zwischen 2008 und 2017 um ein Drittel ab.
Menschengemachte Störfaktoren
Die Gründe für das schnelle Schwinden sind vielfältig. Vor allem die industrielle Landwirtschaft ist verantwortlich, etwa durch Monokulturen, die Wildtieren und -pflanzen kaum noch Lebensraum bieten, und den Einsatz von Schädlingsgiften wie Pestiziden. Speziell die Neonikotinoide machten Schlagzeilen, da sie den Orientierungssinn und das Immunsystem von Bienen schwächen können. Und durch flächendeckende Überdüngung der Böden leiden die Insektenarten, die auf eine nährstoffarme Umwelt spezialisiert sind.
Bedrohung für den Öko-Kreislauf
Nun fehlt Insekten leider der Flausch- und Niedlichkeitsfaktor. Doch wer glaubt, auf Libellen, Wanzen oder Bienen verzichten zu können, liegt falsch. Wissenschaftler sind überzeugt davon, dass die Folgen des Massensterbens – wenn wir nichts dagegen unternehmen – langfristig die ganze Menschheit betreffen werden, weil das gesamte Ökosystem aus der Balance gerät. Tiere, die Insekten fressen, finden nicht mehr genügend Nahrung und könnten ebenfalls aussterben. Darüber hinaus halten Insekten zum Beispiel die Böden fruchtbar und das Wasser sauber, weil sie organische Abfälle beseitigen. Und schließlich bestäuben einige Insektenarten unsere Wild- und Nutzpflanzen. Verschwinden die Bestäuber, wird sich auch das Nahrungsangebot bei Obst und Gemüse drastisch reduzieren.
Gegensteuern: Diese Maßnahmen helfen
Glücklicherweise investieren viele Staaten seit einigen Jahren in groß angelegte Insektenforschungs- und -schutzprogramme. Die Verwendung von Pestiziden wurde stark eingeschränkt, der Einsatz von Neonikotinoiden komplett verboten. Zusätzlich kann jeder Einzelne aktiv werden, etwa, indem Sie Produkte aus nachhaltiger Kreislaufwirtschaft von Bio-Höfen kaufen. Machen Sie Ihren Garten für Insekten attraktiv, zum Beispiel durch das Aufstellen eines Insektenhotels oder durch eine bunt wuchernde Wildblumenwiese statt gestutzter Hecke und millimeterkurzem Rasen. Und: Verzichten Sie auf chemische Insektenvernichtungsmittel, setzen Sie lieber auf natürliche Abwehrmethoden, z. B. durch ätherische Öle. Dann haben auch die surrenden, krabbelnden Erdenbewohner längerfristig eine Chance, sich zu erholen und zum ökologischen Gleichgewicht ihren entscheidenden Anteil beizutragen.